02.04. Wertschätzende Kommunikation - Kommunikationsquadrat


Das Kommunikationsquadrat nach Schulz von Thun
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Ausdifferenzierung des Eisberg-Modells

Wie du bereits in dem Eisbergmodell kennengelernt hast, besteht jede Kommunikation aus einem Inhalts- und einem Beziehungsaspekt. Diese beiden werden nun im Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun weiter ausdifferenziert. Erweitert heißt es das Kommunikationsquadrat (s. Bild). 

Das Kommunikationsquadrat
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Das Kommunikationsquadrat zeigt, dass jede Nachricht aus 4 Ebenen besteht, die wir mehr oder weniger bewusst gesendet bzw. empfangen werden. Sie beziehen sich direkt auf die Person des Senders und des Empfängers. Folgende 4 Aspekte beinhaltet dieses Modell:

  1. Den Sachaspekt: Was ist überhaupt der Inhalt dieser Nachricht? Eine Nachricht enthält immer eine wertfreie Sachinformation
  2. Die Selbstoffenbarung: Wie präsentiert sich der Sender? Was gibt er von sich preis? In der Nachricht verbergen sich Informationen über den Sender, wie zum Beispiel seine Pläne, Charakterzüge, aber auch seine Laune.
  3. Der Beziehungsaspekt: Was hält der Sender vom Empfänger? In welcher Beziehung stehen sie zueinander? Die Nachricht umfasst Informationen zum Verhältnis zwischen dem Sender und Empfänger. Bestimmte Formulierungen, Gestik und Mimik, aber auch paraverbale Kommunikationsmittel transportieren, wie der Sender zum Empfänger steht.
  4. Der Appell: Was soll der Empfänger tun? Mit einer Nachricht soll Einfluss ausgeübt werden. Sie hat also auch die Funktion, den Empfänger zu bestimmten Handlungen oder Gedanken zu veranlassen.
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Aus Sicht des Senders

Aus Sicht des Senders enthalten die verschiedenen Ebenen folgende Bedeutung:


  • Sach-Ebene: Worüber ich dich informiere
  • Selbstoffenbarungs-Ebene: Was ich von mir mitteile
  • Beziehungs-Ebene: Wie ich dich und unsere Beziehung sehe
  • Apell-Ebene: Wozu ich dich veranlassen will

Aus Sicht des Empfängers

Der Empfängers dieser Aussage kann diese mit 4 verschiedenen Ohren hören: 


  • Sach-Ohr: Wie ist die Sache zu verstehen?
  • Selbstoffenbarungs-Ohr: Wie sieht mich der Sender? Wie redet er eigentlich mit mir?
  • Beziehungs-Ohr: Was ist mit dem los? In welchem Zustand befindet er sich?
  • Apell-Ohr: Was soll ich aufgrund der Aussage jetzt tun, fühlen oder denken?

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Worauf antwortet man jetzt?

Im konkreten Gespräch hat jetzt der Partner die Möglichkeit, auf einer der vier Ebenen anzusetzen. Es wird unter anderem auch von der Gesamtsituation abhängen, auf welcher Ebene er einsteigen will. Und ganz entscheidend ist natürlich, wie viele Bedeutungsebenen der Empfänger in seiner Zuhörer-Rolle überhaupt mitbekommen hat.


Ein Beispiel:

Ein Mitarbeiter sagt im Rahmen einer Diskussion mit dem Schichtführer

„Wie lange sind Sie denn schon bei der Firma?“


4-Ebenen-Sender

  1. Sache: Wie lange sind Sie denn schon bei der Firma?
  2. Beziehung: Wissen Sie überhaupt, wovon Sie reden?
  3. Selbstmitteilung: Ich habe kein Vertrauen zu Ihnen.
  4. Appell: Treten Sie von Ihrem Posten zurück.


4-ohriger Empfänger

  1. Sache: Wie lange sind Sie denn schon bei der Firma?
  2. Beziehung: Ihr Vorgänger hatte Ahnung, aber Sie sind eine Niete.
  3. Selbstmitteilung: Ich bin verärgert, wie mit mir umgegangen wird.
  4. Appell: Fühlen Sie sich schuldig.
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Wie Missverständnisse entstehen

Bei der Kommunikation über 4 Ebenen können Fehler entstehen, zum Beispiel: 

  • die 4 Aspekte werden nur für einen Kommunikationspartner betrachtet und nicht für beide. 

  • Auch ist ein Fehler zu denken, dass in einer Nachricht nur ein Aspekt enthalten ist und nicht alle 4. 

  • Und zu denken, dass Gesendetes und Empfangenes immer übereinstimmen.